Das neue Betriebssystem iOS 10 – laut Apple CEO Tim Cook das größte Release aller Zeiten – steht nun seit dem 13. September für die Öffentlichkeit zum Download bereit. App Entwickler erhielten bereits mit der Release-Ankündigung im Rahmen der diesjährigen WWDC im Juni den Zugang für die Beta-Version. Das Update bringt nicht nur neue Features. Ebenso glänzen einige Apps unter iOS 10 mit deutlichem Feinschliff. Dieser Artikel stellt die interessantesten Neuerungen vor.
Lock Screen – Raise to Wake
Die wohl interessanteste Neuerung: Es ist kein Klick auf dem Homebutton mehr notwendig, um den gesperrten Bildschirm anzuzeigen. Dafür muss der User lediglich sein iPhone in die Hand nehmen. Schon geht der Bildschirm automatisch an und man sieht seine verpassten Anrufe, Termine und sonstigen Benachrichtigungen. Eines der vielen Apple Watch Goodies, die mit dem Release für das iPhone mit übernommen wurden. Allerdings, ist diese Funktion lediglich für die iPhone Generation ab 6s zu haben.
Eine weitere Neuerung ist das Fehlen des Slide-To-Unlock. Dieser Mechanismus dient stattdessen zur Navigation auf dem Sperrbildschirm: die neuen Widgets beim Streichen des Displays nach links und die Kamera beim Streichen des Displays nach rechts. Zum Entsperren des Geräts muss der Homebutton aktiv geklickt werden. Mit dieser Änderung wurde dem Sperrbildschirm eine aktive Rolle in der Bedienung des iPhones eingeräumt sowie ein verstärkter Fokus auf Widgets gelegt.
Lock Screen Widgets
Widgets ermöglichen nun Usern, unkompliziert diverse Informationen einzusehen. Dies war vorher lediglich im entsperrten Modus möglich. Wobei das Interagieren mit den Widgets sehr wohl eine User-Identifizierung mittels Touch ID oder Passcode erfordert, wie beispielsweise das Löschen einer Mail in der Benachrichtigungsübersicht am Sperrbildschirm. Für iOS App Entwickler ergeben sich aufgrund der vermehrten Konzentration auf Widgets und den damit zusammenhängenden Designvorlagen sowohl Herausforderungen, als auch Chancen, ihre Apps mit kreativen, interessanten und für den User nützlichen Widgets zu ergänzen.
Grundsätzlich präsentieren sich Widgets unter iOS 10 auf den ersten Blick zusammengeklappt. Der User kann allerdings – sofern er mehr Informationen herausfiltern möchte – das entsprechende Widget ganz einfach aufklappen. Ein Fakt, welcher bei der Entwicklung von Widgets unbedingt beachtet werden muss. Denn zu groß gestaltete Widgets können den Usern mit dem neuen Update nicht mehr problemlos angezeigt werden. Die Gestaltung kompakter Widgets wird somit im Rahmen der Neuerungen spannend werden. Immerhin gilt, auf wenig Platz das Beste herauszuholen.
Notifications
Das neue Betriebssystem ermöglicht eine verstärkte Interaktion. Neben Apps und Widgets erhalten neuerdings auch eingehende Benachrichtigungen ein interaktionsreiches Interface. Der User muss nicht mehr zeitaufwendig von einer App zur nächsten springen.
Die Benachrichtigungen nutzen dasselbe Design-Konzept wie Widgets. Mit der Aktualisierung werden diese nicht mehr aufgelistet auf dunklem Hintergrund angezeigt. Vielmehr präsentieren sich Benachrichtigungen nun übersichtlich in Zellen eingepackt auf dezent hellem Hintergrund. Mittels 3D Touch oder Wischgeste können diese entsprechend simpel aktiviert beziehungsweise für mehr Informationen aufgeklappt werden. Usern war es bereits unter iOS 9 möglich, Nachrichten unkompliziert über den Homebildschirm zu beantworten, ohne dafür die entsprechende App zu aktivieren. Nun aber dürfen sie sich zusätzlich über ein ansprechendes Design freuen.
iMessage als Plattform
Mit dem Update kommen ebenfalls nette Gimmicks wie Sprechblasen, Sticker oder handschriftlich verfasste Texte. Ebenso lassen sich mit der Geheimtinten-Funktion Fotos und Nachrichten versenden, welche nur beim Drüberwischen angezeigt werden. Weiters ermöglichen Rich Links, dass Nachrichten, Bilder, Videos, etc. in einer Art Vorschau dargestellt werden, ohne vorher den entsprechenden Link aktivieren zu müssen.
Neben einiger Änderungen im Design fällt unter iOS 10 vor allem eine Neuerung auf: iMessage fungiert als Plattform, für die App Developer eigene Apps entwickeln können mit dem Ziel, die User-Kommunikation reicher und interaktiver zu gestalten. App Entwickler dürfen hierfür auf zwei Nachrichtentypen zurückgreifen: Sticker-Packs und iMessage Apps.
Siri
Seit iOS 10 können App Entwickler ihre Applikationen mit Apples digitaler Assistentin Siri verbinden:
- Audio-/ Video-Anrufe: initiieren, Anrufer-Historie anzeigen lassen
- Messaging: Nachrichten versenden, Nachrichten-Historie anzeigen lassen
- Zahlungen: Zahlungen veranlassen oder einholen
- Fotos: Nach Fotos suchen, Slideshow abspielen lassen
- Buchungen: In Zusammenarbeit mit Maps Trips buchen, Trips anzeigen lassen, deren Status verfolgen
- Workouts: Workouts starten, beenden und managen
- CarPlay: Einstellungen des eigenen Fahrzeugs steuern (Klima, Radio, etc.)
Quicktype wurde mit Siris Intelligenz aufgerüstet und erfährt so eine massive Leistungsverbesserung. Die geschriebene Sprache wird automatisch erkannt, sodass der User nicht zwischen Deutsch und Englisch pendeln muss. Eine kontextsensitive Unterstützung ist nun durch das Zusammenspiel mit der Siri-Technologie ebenso möglich. Dreht sich beispielsweise eine Unterhaltung um eine Terminvereinbarung, so lassen sich bestimmte Daten wie Datum und Uhrzeit direkt in die dafür vorgesehene App eintragen, beziehungsweise schlägt Quicktype gleich eine freie Zeit im Kalender vor.
Aus unserer Sicht ist der iOS 10 Release insgesamt sehr gut gelungen. Erkennbar ist ein starker Fokus auf das Trendthema Messaging. Ebenso überzeugt das Update mit tollen Verbesserungen hinsichtlich einer verstärkten Integration der Notifications in das Gesamtsystem. Aus Entwicklersicht erschließt sich durch die vermehrte Konzentration auf Widgets eine tolle neue Chance, die eigenen Apps mit Widgets zu ergänzen – für die User definitiv ein Mehrwert.